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Ralf Hegedüs sagt heute Tschüs Der langjährige Kieler Sportamtsleiter tritt nach 30 Jahren im Dienst der Landeshauptstadt Kiel seinen Ruhestand an

Es ist ein wenig wie bei Franz Beckenbauer nach dem gewonnenen WM-Finale im Jahr 1990: Versonnen schreitet Ralf Hegedüs an diesem kalten Novembermorgen über den Rasen des Holstein-Stadions, das letzte Mal in offizieller Mission als Leiter des Kieler Sportamts. Die Corona-Folgen, die auch für das Sportgeschehen der Stadt einschneidend sind, haben ihn in den vergangenen Monaten zwar schon etwas von diesem Posten entwöhnt. Aber das nimmt nach 30 Jahren im Dienste der Stadt nur einen kleinen Platz im Rückblick ein.

 

„Die Vereine, gerade wegen des ehrenamtlichen Engagements, die lagen mir immer besonders am Herzen“, sagt Hegedüs – wohl wissend, dass die KSV nur eines der vielen Aushängeschilder des Kieler Vereinssports ist. Das Projekt „Kids in die Clubs“, das bedürftigen Kindern den Zugang zu Sportvereinen erleichtert, symbolisiert wie kein anderes, mit welchem Selbstverständnis Hegedüs sein Wirken verstanden hat: Er hat sich immer dafür eingesetzt, dass der Kieler Vereinssport gut, breit und nachhaltig unterstützt wird.

Passend dazu hatte Hegedüs für das Abschiedsgespräch die Coventry-Halle, die Außensportanlage am Ernst-Barlach-Gymnasium sowie das Holstein-Stadion angeboten.

 

Der Mann kennt sich aus in Kiel. Kein Wunder: Ursprünglich wollte er Lehrer werden, entschied sich dann aber um, studierte Verwaltung bei der Bundeswehr und kam als Seiteneinsteiger zur Landeshauptstadt, wo er über EDV, Amt für Schulwesen und Sozialamt bei Norbert Gansel (SPD) im Oberbürgermeister-Team landete. Da blieb er mehr als zehn Jahre – auch als Angelika Volquartz (CDU) und Torsten Albig (SPD) folgten. Bis er vor zehn Jahren an die Spitze des Sportamts wechselte.

 

„Das Amt für Sportförderung ist sehr klein, aber zuständig für alle organisierten Sportler in Kiel“, sagt Hegedüs und lobt sein Team: „So ein Amt funktioniert nur, weil alle Einzelnen nicht auf Zuständigkeiten gucken.“ Und dann lobt er gleich den gesamten Sport in der Stadt: „Es war eine dankbare Aufgabe. Denn der Sport in Kiel ist intakt.“ Die Zahl der Kieler in Vereinen gehe im Gegensatz zu vielen anderen Städten nach oben.

 

Doch gab es durchaus auch einige Dinge, über die sich Hegedüs ärgern musste: „Ja, in den Sporthallen gibt es Sanierungslücken“, räumt er ein, weist aber auch darauf hin, dass die Stadt keine Benutzungsgebühren erhebe. Umso frustrierender waren daher manche Erlebnisse: Ob es nun die Backe ist, das Klebemittel der Handballer zur besseren Ballbehandlung, oder der Dreck von Fußballschuhen unter der Dusche: „Ich habe mich immer geärgert, wenn die Infrastruktur nicht geschont wurde.“ Und dass es dann Forderungen an das Sportamt von Fußball-Kreisligisten gibt, die ihren Spielern bereits Handgeld zahlen – das war für Hegedüs unverhältnismäßig.

 

Aber grundsätzlich war er mit sich und den Vereinen im Reinen. Im vertrauensvollen Miteinander sei mindestens genau so viel zu erreichen wie im konfrontativen Streit. Stolz macht ihn dabei einerseits, wie viele leistungssportliche Ausrufezeichen Kiel setzt – und da betont Hegedüs zunächst nicht den THW oder Holstein, sondern die Ellerbeker Kegler – sie sind mehrfache Deutsche Meister. Hegedüs verstand sich selbst stets „ein bisschen als Maskottchen“.

Zwar glaubt Hegedüs, dass eine Stadt nicht alle Sportarten zufriedenstellen kann. „Aber die Ratsversammlung hatte immer auch den Breitensport im Auge“, lobt er. So sei Geld ausgewogen in die Standorte der Profivereine geflossen, aber auch in die Infrastruktur, die neben Vereinen auch Schulen oder Feuerwehr zugute kommt, wie im Hörnbad. Das Holstein-Stadion hat Hegedüs zum Fototermin gewählt, weil es hier – wie im Trainingszentrum in Projensdorf – in seiner Amtszeit stetig voran ging.

Heute tritt der leidenschaftliche Sportler, der aus Nordenham in Niedersachsen stammt, aber längst in Kiel heimisch geworden ist, ab.

 

Und während der 65-Jährige sich auf Ruhe im Ruhestand gefreut hatte, hat ihm Corona den Abschied etwas verhagelt. Daher hofft er nun, die großen Sportveranstaltungen wie auch die kleinen Kreisliga-Spiele nach Corona wieder unbefangener besuchen zu können. Und auf etwas anderes freut er sich auch: Einfach mal drei Monate durch Deutschland zu reisen. Er will loslegen, sobald es wieder geht – so richtig Ruhe ist nicht eingeplant.


Quellenangabe: Kieler Nachrichten vom 30.11.2020, Seite 21

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Veröffentlichung

Mo, 30. November 2020

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