Stadt greift dem Sport unter die Arme
Stadt greift dem Sport unter die Arme
200 000 Euro stehen für Sanierungsvorhaben von vereinseigenen Anlagen in diesem Jahr zur Verfügung
Kiel. Die Stadt will den Sportvereinen stärker als bisher bei der Sanierung von vereinseigenen Anlagen unter die Arme greifen. Einem entsprechenden Verwaltungsantrag stimmte der Sportausschuss am Dienstagabend einstimmig zu. Damit stehen für dieses Jahr 200 000 Euro zur Verfügung, auch für die Jahre 2022 bis 2024 soll die Summe im Haushalt eingeplant werden.
Einer, dessen Verein die Mittel wohl beantragen wird, ist Wolfgang Hein, der 3. Vorsitzende der Ellerbeker Turnvereinigung (ETV). Er weiß um die kleinen und großen Baustellen seines Vereins, der vier Immobilien besitzt. Hein zeigt am ETV-Vereinsheim, Baujahr 1982, wo es Bedarf gibt und muss dafür das Gebäude nicht einmal betreten: Die Fassade müsste erneuert werden, ebenso wie die Fenster und Türen. Dabei geht es nicht nur um Schönheitsreparaturen, sondern auch um energetische Sanierung. Die könnte später einmal Geld sparen. „Aber dafür muss man erstmal investieren“, so Hein.
In kleinen Schritten ist das schon geschehen: In den Innenräumen hat die ETV einen von zwei Sälen mit LED-Beleuchtung ausgestattet. Doch große Sprünge sind aus finanzieller Sicht nicht möglich. „Unsere Sanitär- und Umkleideräume sind fast alle im Zustand der 1970er- und 80er-Jahre“, so Hein. Am Vereinsheim, das vor fast 40 Jahren im Prinzip in Eigenleistung entstanden sei, sei seit dem Bau zwar immer wieder etwas gemacht worden, aber keine grundlegende Sanierung.
Der Sanierungsstau in Vereinsheimen oder auch Umkleiden und Duschen sei hoch, wird in einer geschäftlichen Mitteilung der Stadt festgestellt. Das bestätigt auch Bernd Lensch, der 2. Vorsitzende des Kieler Sportverbands: „Das Eigentum der Vereine wurde vor allem in den 70er- und 80er-Jahren gebaut.“ Dort gebe es überall Sanierungsbedarf. „Der Stau ist riesig und die Lage der Vereine durch Corona noch schwieriger.“ Unter anderem durch die Austritte von Mitgliedern würden Gelder fehlen. Hinzu komme, dass Kredite immer schwieriger zu bekommen seien. Er sieht den Vorstoß der Stadt daher positiv: „Alles, was wir bekommen können, ist schon mal ein gutes Angebot.“ Aber es werde wohl bei weitem nicht reichen. Die Pläne der Stadt sehen für die Sanierung der vereinseigenen Anlagen eine Förderquote von 50 Prozent vor, maximal allerdings 50 000 Euro pro Sanierungsvorhaben. Dabei ist nur ein Antrag je Verein pro Kalenderjahr möglich. Laut Stöcken soll der Fokus zudem auf den Bereichen liegen, die für den Sportbetrieb wichtig sind, also etwa Umkleiden. Dem Antrag nach sind Umkleiden und Sanitäranlagen zunächst zu priorisieren. Energetische Sanierungen sollen zudem besonders berücksichtigt werden.
„Ein festes Programm für die Sanierungsmaßnahmen hat es so bisher noch nicht gegeben“, sagt der Sportdezernent. Er rechnet damit, dass die ersten Anträge im September gestellt werden können. Gefördert wurden Investitionen der Vereine von der Stadt bisher mit bis zu zehn Prozent, bei einem Maximalbetrag von 5000 Euro innerhalb eines Jahres.
Zu wenig, um große Maßnahmen durchzuführen. Für Hein von der ETV ist klar: „Die Immobilien sind durchaus eine Belastung für den Verein.“ Rund 350 000 Euro seien in den vergangenen zehn Jahren in die Vereinsanlagen investiert worden. „Vieles davon wurde über Kredite finanziert, die müssen auch zurückgezahlt werden.“ Allein die komplette Sanierung des Vereinsheims würde wohl 800 000 Euro kosten.
Nicht nur die ETV geht bei der Sanierung Schritt für Schritt voran. Auch der THW Kiel wird sein Vereinsheim aus den 1970er-Jahren und die eigene Sporthalle wohl nach und nach sanieren. Die Bundesliga-Handballmannschaft ist aus dem Verein ausgegliedert, der sich um den Breitensport kümmert. „Unsere Rücklagen sind auch durch die Pandemie angeknabbert, wir sind froh über jeden Euro, den wir zusätzlich bekommen“, sagt der Vereinsvorsitzende Olaf Berner.
Dem Sanierungsbedarf der Vereinsanlagen will die Stadt auch langfristig eine bessere Förderung zukommen lassen, so wird es bereits in dem Antrag im Sportausschuss angekündigt. Dafür müssten Sportförderrichtlinien angepasst werden, heißt es in dem Papier. Sie seien insgesamt auf den Prüfstand zu stellen.
Quellenangabe: Kieler Nachrichten vom 18.06.2021, Seite 26
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