50 Jahre Trainer und kein bisschen müde
Mit Leichtathletik fing alles an: Hans-Werner Suhr (81) leitet in Altenholz eine Breitensportgruppe
Kiel/Altenholz.
Das macht ihm kaum jemand nach: Seit 50 Jahren treibt Sportlehrer Hans-Werner, genannt „Otto“ Suhr, nachdrücklich, aber mit Herz seine Schützlinge an. Sei es an der Kieler Gelehrtenschule, wo der heute 81-Jährige Sport und Englisch unterrichtet hatte. Oder in der Breitensportgruppe des TSV Altenholz.
Die startete 1971, also vor fünf Jahrzehnten, noch als Leichtathletik-Gruppe in Altenholz. „Weder Regen, Sturm und Eiseskälte ließ die tapfere Gruppe von ihrem Vorhaben abhalten, noch die marode und zu kurz geratene Aschebahn“, erklärt Malte Miltkau, einer der aktuellen Breitensportler. Später lockte dann die neue Sporthalle, „die mit dem wasserdichten Dach ein Höchstmaß an Komfort und Behaglichkeit versprach“. „Otto“ Suhr hätte seine Schützlinge allerdings viel lieber durch das moderne Leichtathletik-Stadion gescheucht, das Altenholz irgendwann bekam. Doch seine Hallensportler blieben Hallensportler und nennen sich seither „Breitensportgruppe“.
Bis Anfang der 1980er-Jahre waren auch Mädchen dabei – wobei die Gruppe auch heute offen für weibliche Mitglieder ist. „Wer vielfältig trainieren will, darf gerne zu uns kommen“, sagt der unermüdliche Sportlehrer Hans-Werner Suhr. Er engagierte sich auch lange in der Kommunalpolitik.
Er selbst kommt aus der Leichtathletik, sein Spezialgebiet waren die 400 Meter. „In Schleswig-Holstein stehe ich immer noch an 30. Stelle in der Bestenliste, mit 48,5 Sekunden“, sagt der 81-Jährige. Und kann das nicht so richtig fassen: „Die müssten eigentlich viel weiter sein.“
Die Altenholzer Sportler schätzen ihren Trainer sehr
Kein Wunder, dass der sportliche Altenholzer nach wie vor auch selbst immer mal beim Zirkeltraining mitmacht. Das gehört, wie die sommerliche Joggingrunde über vier, fünf Kilometer sowie das Bolzen zum Abschluss mittlerweile zum festen Programm der Gruppe beim TSV Altenholz.
Längst wird in der Gruppe generationsübergreifend von etwa 16 bis über 80 Jahre gesportelt: Mittlerweile ist aus manchen Familien schon in der dritten Generation dabei. „Als ich noch an der Kieler Gelehrtenschule unterrichtet habe, konnte ich dadurch immer wieder Nachwuchs ranholen“, erzählt „Otto“ Suhr.
Immer noch trainieren Gelehrtenschüler bei ihm. Zum Beispiel Christoph Rodde aus Strande: Der ist seit 1979 dabei, und damit am längsten. „Er ist die ideale Mischung aus Lehrer und Kumpel“, sagt der 55-Jährige über seinen durchaus fordernden Trainer. Und lobt: „Er ist ein angenehmer Mensch und sehr sozial eingestellt.“
Auch Michel Süchting, der seit 2001 dabei ist, kennt „Otto“ Suhr aus der Schulzeit. „Er kann kein Fußball spielen, aber sonst kann er alles“, so der 35-Jährige. Der Trainer sei „eine ganz treue Seele, er war auch ein toller Lehrer, hat seine Ecken und Kanten“. Reimer Thomsen, seit 1984 Breitensportler, sagt, Hans-Werner Suhr verfüge einfach über „eine gewisse Autorität“. Und Breitensportler Philipp Hirschfeld (54) erzählt: „Wenn ihm das Umziehen zu lange dauert, ruft er in die Kabine: Hirschfeld, mach zu!“
Suhr selbst wiederum sagt, dass Philipp ihm schon versprochen habe: „Otto, wenn du nicht mehr kannst, schieben wir dich im Rollstuhl ins Tor.“ Doch noch kann er. Hat auch immer noch den Ehrgeiz, anderen beim Kicken den Ball wieder abzuluchsen.
Und er freut sich, wenn kurz vor Weihnachten ganz viele Ehemalige zum Gruppentreffen kommen. „Das ist wie eine große Familie“, berichtet auch Sohn Oliver Suhr (55). Sein Vater sei „durch und durch Lehrer“. Das merkt man auch daran, dass Hans-Werner Suhr das Fußballspiel am liebsten abpfeift, wenn es unentschieden steht: „Dann gehen alle fröhlich nach Hause.“
Quellenangabe: Kieler Nachrichten vom 19.08.2021, Seite 29
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